Zusammenfassung
Das Coronavirus dürfte Chinas Konjunktur kurzfristig dämpfen, langfristig halten wir jedoch an unserer optimistischen Einschätzung für das Land fest. Wie wir derzeit die Auswirkungen auf Asien und die Weltwirtschaft beurteilen und was dafür Anleger bedeutet, fassen unsere Experten Neil Dwane (Global Strategist) , Mona Mahajan (US Investment Strategist) und Christiaan Tuntono (Senior Economist, Asia Pacific) zusammen.
- Chinas Wachstum wurde zuletzt vor allem durch die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Coronavirus belastet, die allerdings erforderlich sind, um die Lage unter Kontrolle zu bringen
- Die chinesische Zentralbank hat bereits gehandelt, um die Konjunktur zu stützen, und wird voraussichtlich weitere Schritte ankündigen
- Langfristig bietet China nach wie vor beträchtliches Potenzial, auch wenn der Versicherungssektor, der Flugverkehr und der Freizeitsektor in den kommenden Monaten in Mitleidenschaft gezogen werden dürften
- Vergleiche zwischen dem Ausbruch des neuen Coronavirus und der SARS-Epidemie in den Jahren 2002/2003 sind gegebenenfalls nicht allzu sinnvoll, weil die Welt heutzutage ganz anders aussieht und China eine andere Rolle spielt als damals
- Unseres Erachtens wird das Virus deutlich geringere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben als auf Chinas Konjunktur. Allerdings könnten Lieferkettenprobleme zu Druck auf die wirtschaftlichen Fundamentaldaten führen, die sich zwar verbessert haben, aber immer noch anfällig sind1
Coronavirus: aktueller Stand?
Der Ausbruch des Coronavirus ist als erstes „Schwarzer Schwan-“Ereignis des Jahres 2020 anzusehen. Er hat bei den Anlegern außerordentliche Nervosität ausgelöst; schließlich sind in China schon mehrfach neue Infektionskrankheiten ausgebrochen, und es wird befürchtet, das Virus könne sich rasch weltweit ausbreiten.
Diese Befürchtungen sind insofern nachvollziehbar, als bereits Hunderte Todesfälle gemeldet wurden und erst jetzt erste Erkenntnisse über die Wirkungsweise des Virus gewonnen werden. Chinas Gegenmaßnahmen (u.a. wurden Millionen Menschen isoliert und die Börsen über das Neujahrsfest hinaus geschlossen) haben das Wachstum bereits gedämpft und an einem Tag zu einem kräftigen Kurseinbruch an den chinesischen Aktienmärkten geführt. (Die globalen Märkte haben sich allerdings nach der ersten Verkaufswelle erholt, da Hoffnungen auf eine langsamere Übertragung des Virus in den kommenden Wochen und auf die Wirksamkeit neuer Behandlungsmethoden aufkamen.)
Insgesamt sind wir auf lange Sicht für China nach wie vor optimistisch. Dies gilt zumal, wenn die Krankheit in den kommenden Monaten unter Kontrolle gebracht wird. Zweifelsohne wird dies außerordentlich mühselig und auch sehr kostspielig sein; die chinesische Regierung dürfte aber sowohl über den Willen als auch über die Möglichkeit zur Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen verfügen. Die People‘s Bank of China hat als Gegenmaßnahme bereits viel Geld in die Wirtschaft gepumpt. Allerdings dürfte die wirtschaftliche Lage sich durch diese Impulse erst dann merklich verbessern, wenn die Verbreitung des Virus eingedämmt ist.1
Welche Auswirkungen könnte das Coronavirus auf das Wirtschaftswachstum haben?1
Einige Marktbeobachter haben die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen des neuen Coronavirus mit der SARS-Epidemie der Jahre 2002/2003 verglichen. Allerdings bestehen bedeutsame Unterschiede. Es mangelt noch an Detailwissen über die neue Krankheit. Außerdem ist China seit der SARS-Epidemie deutlich gewachsen und hat an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen. Zudem befinden wir uns in der Spätphase des globalen Konjunkturzyklus, nicht am Beginn eines Aufschwungs (SARS trat auf, als sich die Weltwirtschaft bereits vom Platzen der Technologieblase erholte), und insgesamt sind die Bewertungen derzeit eher hoch und nicht wie zu Zeiten von SARS moderat. Als positiv ist dagegen zu bewerten, dass in den Bereichen Kommunikation und Medizin seit SARS deutliche Fortschritte erzielt worden sind. In dieser Situation lassen sich die wirtschaftlichen Effekte des Ausbruchs nur außerordentlich schwer prognostizieren. Das Wachstum der Weltwirtschaft dürfte von einer Konjunkturverlangsamung in China jedoch heutzutage deutlich stärker in Mitleidenschaft gezogen werden als vor 20 Jahren.
Schon vor dem Ausbruch der Krankheit verlangsamte sich Chinas Konjunktur etwas, weil die Regierung die Gesamtverschuldung in der Wirtschaft verringern und das Wirtschaftsmodell stärker auf den Konsum ausrichten wollte. Unseren Schätzungen zufolge könnte das Wuhan-Coronavirus Chinas BIP-Wachstum im Jahr 2020 um einen Prozentpunkt auf einen Wert nahe 5% dämpfen. Damit würde die Wirtschaft jedoch immer noch deutlich stärker expandieren als in vielen entwickelten Ländern.
Zuletzt schien es, als könnten sich andere asiatische Volkswirtschaften nunmehr rasch erholen; das Handelsabkommen zwischen den USA und China sorgte für Optimismus. Inzwischen sind die Anleger in Asien jedoch vorsichtiger geworden, weil die Ausbreitung des Wuhan-Coronavirus und die dadurch ausgelösten Quarantänemaßnahmen gegebenenfalls sehr viel stärkere Auswirkungen auf die globalen Lieferketten haben werden als Zölle. Allerdings verfügen die asiatischen Zentralbanken noch über Spielraum für geldpolitische Impulse, um das Wachstum anzukurbeln.
Was bedeutet dies für die Anleger?1 |
- In China dürften wichtige Sektoren, die bereits von der Krankheit in Mitleidenschaft gezogen wurden, weitere Rückschläge hinnehmen müssen; betroffen sind z.B. Tourismus, Flugverkehr, Glücksspiel und sogar Öl und andere Rohstoffe.
- In den USA sind die Risiken eher auf bestimmte Sektoren beschränkt; bei Öl und Energie, Reisen und Tourismus sowie einigen Einzelhandels-/Luxusmarken könnte es zu Verlusten kommen. Wenn das Virus in den USA jedoch unter Kontrolle bleibt, dürften die fundamentalen Faktoren – Unternehmensgewinne, Geldpolitik der Fed, wirtschaftliche Daten und US-Politik – für die Anleger wieder in den Mittelpunkt rücken.
- In Europa waren erste Stabilisierungsanzeichen im verarbeitenden Gewerbe und im Handel zu erkennen. Das Wuhan-Coronavirus könnte diese moderate Erholung kurzfristig aus dem Tritt bringen, da die europäischen Länder wichtige Handelspartner für China und Asien sind.
- Für internationale Konzerne geben Umsatzverluste, ein schwächerer Handel und mögliche Geschäftsschließungen in China Anlass zur Sorge, bis die Krankheit unter Kontrolle ist. Weltweite Lieferketten dürften in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn weniger Güter transportiert werden oder die Mobilität der Menschen eingeschränkt wird (sei es aufgrund von Quarantänemaßnahmen oder aufgrund einer allgemeinen Furcht vor dem Virus).
- Solange die Krankheit die Konjunktur nicht dauerhaft dämpft, ist das Umfeld für chancenreiche Vermögenswerte sowohl in den USA als auch weltweit nach wie vor günstig: Zinsen und Inflation sind niedrig, und das Wachstum ist stabil. Allerdings ist insbesondere nach dem hervorragenden Jahr 2019 mit mehr Aktienkursvolatilität zu rechnen. In der Regel ist es an den Aktienmärkten jedes Jahr zu einer bis drei Korrekturen um jeweils 5 – 10% gekommen. Das Coronavirus von Wuhan könnte die erste Korrektur im Jahr 2020 auslösen.
Frühere Krankheitsausbrüche verursachten lediglich vorübergehende Rückschläge bei US-Aktien
Niveau des S&P 500 (1930-2020)
Quelle: FactSet. Stand: 3. Feb. 2020. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.
1 Soweit wir in diesem Dokument Prognosen oder Erwartungen äußern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, können diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Es besteht unsererseits keine Verpflichtung, Zukunftsaussagen zu aktualisieren.
Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und Erträge daraus können sinken oder steigen. Investoren erhalten den investierten Betrag gegebenenfalls nicht in voller Höhe zurück.
Für Investoren in Europa (exklusive Schweiz)
Dies ist eine Marketingmitteilung herausgegeben von Allianz Global Investors GmbH, www.allianzgi.de, eine Kapitalverwaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, gegründet in Deutschland; Sitz: Bockenheimer Landstr. 42-44, 60323 Frankfurt/M., Handelsregister des Amtsgerichts Frankfurt/M., HRB 9340; zugelassen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de). Allianz Global Investors GmbH hat eine Zweigniederlassung errichtet in Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Luxemburg und in den Niederlanden. Die Kontaktdaten sowie Informationen zur lokalen Regulierung sind hier (www.allianzgi.com/Info) verfügbar.
Für Investoren in der Schweiz
Dies ist eine Marketingmitteilung, herausgegeben von Allianz Global Investors (Schweiz) AG, einer 100%igen Tochtergesellschaft der Allianz Global Investors GmbH. 1079658 COMM-356
Zusammenfassung
Seit unserem letzten Bericht über das Corona-Virus von Anfang Februar 2020 hat sich das Virus weiter ausgebreitet und ist auch in Europa angekommen. Die jüngsten Kursrückgänge an den Börsen haben wir zum Anlass für ein Update genommen. Wie wir die aktuelle Situation für die Märkte einschätzen, finden Sie in unserer Zusammenfassung.