5 Fragen - Private Markets

Im Interview spricht Raluca Jochmann, Head of Private Markets Solutions bei Allianz Global Investors, über die Bedeutung von Private Markets für institutionelle und private Anleger. Sie erläutert, wie Private Markets zur Diversifizierung und Renditesteigerung beitragen können und welche Rolle sie in einem Portfolio spielen. Sie betont die wachsende Bedeutung von Private Markets für Privatkunden, insbesondere durch die ELTIF 2.0-Verordnung, die den Zugang zu diesen Märkten erleichtert.

Raluca Jochmann geht auf aktuelle Entwicklungen und Chancen in den Bereichen Private Equity, Private Debt und Infrastruktur ein und hebt die Bedeutung von Secondaries hervor. Zudem diskutiert sie die Vorteile von Multi-Private-Markets-Lösungen, die verschiedene Anlageklassen kombinieren und eine flexible Investmentstrategie ermöglichen.

5 Fragen an Raluca Jochmann

Private Markets haben sich in den letzten 10 Jahren als eine feste strategische Säule in den Portfolios der meisten institutionellen Anleger etabliert. Private Markets können für institutionelle Anleger zur Diversifizierung beitragen, ein Renditetreiber und/oder ein risikomindernder Faktor für das Portfolio sein. Im Gegensatz zu Aktien und Renten, können Private Markets aufgrund ihrer Illiquidität und Markteintrittsbarrieren Zugang zu neuen Renditequellen, den sogenannten Illiquiditäts- oder Komplexitätsprämien, ermöglichen. In der Vergangenheit haben Private Markets bisher sowohl in Zeiten von Marktstress - sei es in der großen Finanzkrise 2008 oder während der Zinswende 2022 - als auch langfristig, bessere Ergebnisse als die Börsenmärkte erzielt.1 In erster Linie geht es Anlegern um den Zugang zu den attraktivsten Investitionen im Markt, was zurzeit nicht mehr so einfach sein dürfte wie noch vor der Zinswende. Zusätzlich suchen Anleger oft einen schnellen Kapitaleinsatz (Deployment) und eine Reduktion der sogenannten J-Kurve, d.h. die Verringerung der negativen Renditen, die tendenziell am Anfang einer Investmentperiode entstehen können. Deshalb braucht es sehr viel Expertise, Erfahrung und den entsprechenden Marktzugang, um ein attraktives Private Markets-Portfolio zu verwalten.

Unter diesen Voraussetzungen können Private Markets eine strategische Rolle für ein diversifiziertes Portfolio darstellen.


Wir sehen weltweit einen hohen Investitionsbedarf - im Bereich Infrastruktur, um die grüne und digitale Transformation stemmen zu können, aber auch in den Bereichen Private Equity und Private Debt, wo die Märkte weiterhin wachsen. Privates Kapital, das in der Vergangenheit in erster Linie von institutionellen Anlegern bereitgestellt wurde, wird hier weiter an Bedeutung gewinnen. 

Immer mehr Lösungen für private Märkte richten sich auch an nicht-institutionelle Kunden, nicht zuletzt durch die ELTIF 2.0-Verordnung, die Private Markets für private Investoren weiter geöffnet hat. Dies bedeutet, dass auch Privatkunden am Wachstumspotenzial dieser Anlageklassen teilhaben können. So geht die Analystenplattform Scope Group davon aus, dass das ELTIF-Volumen bis Ende 2027 auf 65 bis 70 Mrd. EUR ansteigen wird.2  Genau wie bei institutionellen Anlegern, können Private Markets auch für Privatkund*innen einen wertvollen Beitrag für ihr Portfolio stiften - sei es aus Gründen der Diversifikation, als Renditetreiber bis hin zur Risikominderung. Dennoch sollten sich Anleger der Merkmale, wie etwa des langen Anlagehorizontes, und Risiken bewusst sein, die mit Investitionen in Private Markets verbunden sind. Sie sollten sich daher stets beraten lassen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu  können.

Nach einer ruhigeren Phase in Bezug auf Investitionsaktivitäten und Ausschüttungen, in der entsprechende Neubewertungen nach der Zinswende erfolgt sind und viele Marktteilnehmer ihre Aktivität zurückgeschraubt haben, sehen wir nun wieder vermehrt Transaktionen auf dem Markt, auch wenn die Rekordvolumina von früher noch nicht wieder erreichen konnten. Im Bereich Private Markets besteht die Chance, langfristig eine Prämie, die über dem liquiden Markt liegt, zu erwirtschaften. Dies ist unseres Erachtens nach wie vor der Fall. Ein Aspekt ist in erster Linie die langfristige Kapitalbindung. Denn nur diese Langfristigkeit ermöglicht auch eine potenzielle Überrendite im Vergleich zu börsennotierten Anlagen. Weiterhin gibt es, wie auch am liquiden Kapitalmarkt, politische, ökonomische und Marktrisiken auf Gesamtportfolioebene sowie einzelne Unternehmens-, Geschäftsmodell- oder Projektrisiken auf Einzeltitelebene. In Summe gehen wir davon aus, dass das Fundraising im Jahr 2025 im Vergleich zu den niedrigen Werten in den Jahren 2023-2024 zunehmen wird, was attraktive Möglichkeiten bietet, auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass es sofort wieder auf das frühere Rekordniveau zurückkehren wird.

Grundsätzlich erachten wir eine Diversifikation über mehrere Private Markets Anlageklassen hinweg für Anleger als sinnvoll. Allerdings können, je nach Opportunitäten, besondere Akzente gesetzt werden. Als strategisches und taktisches Portfoliokonstruktions-Tool legen wir ein besonderes Augenmerk auf Secondaries - nicht nur im Private-Equity-Bereich, in welchem Secondaries bereits lange etabliert sind, sondern zunehmend auch im Private Debt- und Infrastrukturbereich. Secondaries, oder Sekundärmarkt Transaktionen, sind sozusagen „Anteile aus zweiter Hand“ und können je nach Laufzeit des Fonds, Marktumfeld und Situation des Verkäufers interessante Einstiegsmöglichkeiten für Anleger bieten. Diese Art von Investments ermöglicht nicht nur einen beschleunigten Kapitaleinsatz, sondern trägt auch zur Diversifizierung eines Portfolios bei. Zudem kann das Risiko gemindert werden, da sich diese Portfolios bereits im Aufbau befinden und man somit die enthaltenen Investments bewerten und in der Preisfindung miteinfließen lassen kann. Für 2025 erwarten wir weiterhin viele Secondary Transaktionen. 

Nach dem Investitionsstau der letzten Jahre ist für Private Equity Buyout ein Anstieg an Ausschüttungen und M&A Transaktionen zu erwarten. Ähnliche Umfelder waren historisch gesehen häufig attraktive Einstiegszeitpunkte für Investments in Primärfonds. Im Private-Debt Segment erwarten wir weiterhin ein positives Umfeld im Senior Direct Lending Bereich mit interessanten Diversifikationspotentialen durch die Beimischung von Infrastructure Debt.

Im Infrastruktur Bereich haben sich die Transaktionsvolumina ebenfalls erhöht und die Bewertungen rekalibriert. Diese Anlageklasse hat sich in den letzten Jahren, die durch Inflation gezeichnet waren, als besonders stabil, erwiesen und spielt daher eine wichtige Rolle im Portfoliokontext. Wir sehen aktuell interessante Opportunitäten im Core+ Segment, speziell bei Investitionen in die Energiewende, im Digitalisierungsbereich und im Transport-Sektor. Während besonders der Investitionsbedarf in die drei „Ds“ – Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel – dringend ist, geraten die Staatshaushalte noch immer unter Druck. Privates Kapital kann helfen, diese Defizite auszugleichen. Damit ergeben sich Chancen für Anleger, die angesichts der Neubewertung der Projekte ein attraktives Risiko-Rendite-Profil erwarten können.

Multi-Private-Markets-Lösungen sind Strategien, die verschiedene Assetklassen wie z.B. Private Equity, Infrastructure und Private Debt, in einem Portfolio vereinen, dabei eine einheitliche langfristige Investmentstrategie verfolgen und alle Opportunitäten am Markt flexibel eingehen können (siehe Grafik). Diese Lösungen können insbesondere für Investoren, die eine maßgeschneiderte Investmentstrategie verfolgen und gleichzeitig operative Komplexität reduzieren möchten, interessant sein. Wesentliche Ziele solcher Lösungen sind kurzfristig ein schneller Aufbau und langfristig ein zuverlässiger Erhalt des Zielvolumens. Das heißt, dass Renditeeinbußen durch einen zu niedrigen Investitionsgrad nicht nur in der Anfangsphase, sondern auch langfristig, reduziert bis fast gänzlich vermieden werden können. Mit einer Multi-Private-Markets-Lösung können Anleger gleichzeitig Flexibilität, Transparenz und Effizienz in ihren Private Markets Anlagen erreichen.

 

Abbildung 1: Die zehn größten globalen Märkte nach Marktkapitalisierung (in Bio. USD)

Quelle: Allianz Global Investors, risklab, 2025. Dies dient nur zur Orientierung.

1 Seit dem Jahr 2000 haben Private Markets in 75% aller Kalenderjahre besser abgeschnitten als Aktien. Im selben Zeitraum erzielten Private Markets in Jahren mit negativer Aktienmarktrendite eine durchschnittliche Outperformance von 7% oder mehr. Aktien dargestellt durch den MSCI World Net Total Return Index. Private Markets dargestellt durch Private Equity, Private Debt und Infrastruktur Indizes von MSCI Private Capital. Quelle: Bloomberg und MSCI Private Capital, in EUR, zum 30.09.2024.

2 Quelle: ELTIF-Markt nimmt Fahrt auf – Rekordzahl neuer Fonds - ScopeExplorer

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