Nachhaltigkeit

Nachhaltiges Investieren 2025: Fünf Trends im Blick

Nach einem Jahr, das ganz im Zeichen von Wahlen stand, wird das Jahr 2025 von den Nachbeben geprägt sein. Die Bewältigung der Folgen des Klimawandels, eine Fülle neuer Vorschriften und die Entwicklung im Verteidigungshaushalt gehören zu den zentralen Themen, die das nachhaltige Investieren im kommenden Jahr prägen werden.

IM ÜBERBLICK

  • Hitzerekorde und verheerende Stürme werden die Forderung nach klaren und glaubwürdigen Plänen für den Übergang zur Klimaneutralität noch dringlicher machen.
  • Die Belastung durch eine Vielzahl von – meist europäischen – Vorschriften, die 2025 in Kraft treten, wird die Bereitschaft des Kontinents zum Wandel auf die Probe stellen.
  • Im Rahmen des Pariser Abkommens haben sich die Staaten bereits zu Klimazielen für das nächste Jahrzehnt verpflichtet, aber die Herausforderungen in Bezug auf ihre Ambitionen und die Umsetzung werden in den Vordergrund treten.
  • Anhaltende Konflikte und mögliche Änderungen der Prioritäten der USA werden eine Neuausrichtung der verantwortungsvollen Finanzierung des globalen Verteidigungssektors erfordern.
  • Der globale Arbeitsmarkt ist im Wandel begriffen und birgt sowohl Risiken als auch Chancen. Es wird ein anderer Umgang mit den Arbeitskräften von heute erforderlich sein.
Das Jahr 2024 war in vielerlei Hinsicht ein turbulentes Jahr. Doch 2025 könnte ein dringend benötigter Pragmatismus bei allen Beteiligten Einzug halten, um die notwendigen Maßnahmen und die Finanzierung voranzutreiben, die den Übergang zu einer widerstandsfähigeren globalen Wirtschaft für die 2030er Jahre und darüber hinaus ermöglichen. Wir gehen davon aus, dass die folgenden fünf Faktoren im Jahr 2025 wiederkehrende Themen für Anleger sein werden.
1. Vom Klimawandel zur Klimatransition

Der Sommer 2024 gilt als der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, wobei am 22. Juli die höchste globale Tagesdurchschnittstemperatur erreicht wurde.1 Im Herbst brachen der Hurrikan Milton und der Sturm Boris mit ihrer Intensität Rekorde. Diese Ereignisse bestätigen unsere Vorhersage vom letzten Jahr, dass sich der weltweite Fokus im Jahr 2024 von den langfristigen auf die kurzfristigen Kosten der Klimaauswirkungen verlagern würde. Wir gehen davon aus, dass das Jahr 2025 trotz anhaltender politischer Differenzen die nächste Etappe auf dem Weg von den Folgen des Klimawandels hin zur Klimaneutralität sein wird.

Was einfach klingt, ist in Wirklichkeit äußerst komplex - das Konzept erfordert einen koordinierten Rahmen, um alle Beteiligten glaubwürdig zu lenken und zu motivieren, den Übergang zu einer dekarbonisierten globalen Wirtschaft voranzutreiben. Viele konzentrieren sich nach wie vor auf die Energiewende, aber die Chance, die sich in der Energieeffizienz bietet, bleibt der „wichtigste Treibstoff“2 im Hinblick auf den Übergang zur Klimaneutralität.

Um im kommenden Jahr einen klaren und überzeugenden Übergangsplan zu erstellen, sind Entwicklungen in den Bereichen Szenarioanalyse, Klimarisikorahmen sowie Finanz- und Regulierungsrahmen erforderlich. Zudem muss geklärt werden, wer letztendlich einen gerechten Übergang finanziert und wie.

2. Der große Moment der Wahrheit

Das kommende Jahr wird von zahlreichen erweiterten regulatorischen Rahmenbedingungen, Leitlinien und Überwachungsmaßnahmen geprägt sein.3 Diese werden die Unternehmen in einer Zeit, in der die Wettbewerbsfähigkeit der EU auf die Probe gestellt wird, stark belasten. Wir betrachten dies als einen ‚Moment der Wahrheit‘, in dem sich zeigt, ob diese Verbesserungen lediglich zusätzliche Kosten darstellen oder dringend benötigte Kapitalflüsse in Richtung Klimaneutralität anstoßen werden.

Im Jahr 2025 werden die europäischen Unternehmen mit verstärkten Offenlegungspflichten und einer genaueren Prüfung ihrer Wertschöpfungsketten konfrontiert sein. Die Investoren erwarten mögliche Änderungen der Offenlegungsvorschriften und der europäischen Verordnung zur Nachhaltigkeit. Dies wird wahrscheinlich mit neuen formalen Kategorisierungsregelungen (in Europa und im Vereinigten Königreich), der Einführung des neuen Green Bond Standard, möglichen neuen Leitlinien und Standards für den Übergangsplan und den anhaltenden Auswirkungen der Gesetzgebung zur Regulierung von ESG-Ratinganbietern zusammenfallen.

Ein Großteil dieser regulatorischen Entwicklung wird sich auf Europa konzentrieren, aber die Welt schaut zu. Unternehmen und Investoren sind von den sich ändernden regulatorischen Erwartungen der letzten Jahre erschöpft, und die Regulierungsbehörden laufen Gefahr, verwirrende Marktsignale zu setzen, anstatt nachhaltige und transformative Finanzierungen zu fördern.

3. Das Klima und die Rolle der Staaten

Die Rolle von Regierungen in der Klimafrage wird sich auf ihre eigenen robusten Ziele verlagern – im Einklang mit den von ihnen erwarteten Kapitalmaßnahmen der Unternehmen. Im Rahmen des Pariser Abkommens haben 196 Länder bis Februar 2025 Zeit, ihre national festgelegten Beiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) zu aktualisieren. In diesen Beiträgen ist dargelegt, wie jedes Land zu den globalen Temperaturzielen beitragen wird. Welche Auswirkungen könnte ein möglicher zweiter Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen auf die Klimaambitionen der Staaten haben?

Das Übereinkommen von Paris von 2015 hat zwar Ergebnisse gebracht, aber die Ambitionen der Staaten und die Finanzmittel reichen nach wie vor nicht aus, um das weniger folgenschwere Szenario von 1,5 °C zu erreichen. Die zweite weltweite Bestandsaufnahme im nächsten Jahr, der sogenannte Global Stocktake4 , dürfte darauf hindeuten, dass wir eher auf einen Bereich von 1,9 bis 2,1 °C zusteuern, in dem die Klimarisiken wesentlich größer sind als bei 1,5 °C. Wenn die Staaten nun eher 2 °C anstreben, was bedeutet das dann für die 1,5°C-Verpflichtungen der Unternehmen?

Bei einem geschätzten weltweiten Investitionsbedarf von 6,2 Billionen USD pro Jahr zur Erreichung des Netto-NullZiels5 stellt die Klimafinanzierung eine große Chance für die Kapitalmärkte dar, Strukturen und Standards innovativ zu erneuern. Bei dieser Finanzierung spielen die Staaten eine direkte Rolle.

4. Das Thema Verteidigung

Bei der Frage, ob Verteidigung eine „soziale Notwendigkeit“ oder ein „soziales Gut“ darstellt, gehen die Meinungen auseinander. Der anhaltende Krieg in der Ukraine und der Konflikt im Nahen Osten verdeutlichen die Notwendigkeit eines Konsenses darüber, wie der Verteidigungssektor finanziert werden soll, der in vielen Ländern über mehrere Jahrzehnte hinweg unterfinanziert war Die Risiken sind für Europa besonders akut und könnten sich verschärfen, wenn die neue US-Regierung ihren Ansatz und ihre Prioritäten im Bereich der Verteidigung überdenkt.

Die Verteidigungsausgaben werden weiter steigen und müssen von Staaten und Investoren gemeinsam finanziert werden. Spezifische Leitlinien und die Ausrichtung darauf, wie der Sektor bei Investitionen berücksichtigt werden sollte, haben Priorität, insbesondere in Bezug auf das, was als sozial schädlich gilt.

Für das Jahr 2025 sagen wir mehrere wichtige Entwicklungen voraus:

  • Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union werden den Verpflichtungen der NATO nachkommen und ihre Verteidigungsausgaben auf 2 % des BIP erhöhen.
  • Es wird weitere Verbesserungen in der Zusammenarbeit der EU-Staaten bei Verteidigungsinvestitionen und -projekten geben.
  • Es wird eine stärkere Angleichung der Vorschriften darüber geben, wie die positiven oder negativen Beiträge verschiedener Verteidigungskategorien in Anlageportfolios zu berücksichtigen sind.
  • Die Offenlegung von Produkten, Dienstleistungen und Lieferketten im Verteidigungsbereich wird sich verbessern.

Werden diese Ziele erreicht, wird es für Staaten und Investoren einfacher, sich darüber zu verständigen, wie und in welchen Bereichen der Verteidigungssektor finanziert werden soll. Die steigenden Ausgaben fallen jedoch mit anderen Haushaltsbelastungen zusammen, was die Gefahr birgt, dass Finanzströme von nachhaltigen Zielen abgezogen werden oder dass höhere Haushaltsdefizite entstehen.

5. Der Arbeitsmarkt und die Arbeitskräfte von heute

In einem Bericht des Weltwirtschaftsforums wird hervorgehoben, dass die technologiebedingten Veränderungen auf dem globalen Arbeitsmarkt durch wirtschaftliche und geopolitische Disruptionen und zunehmenden ökologischen und sozialen Druck noch verstärkt werden.6 Der globale Arbeitsmarkt sieht sich nun mit den unterschiedlichen Ergebnissen einer höheren Arbeitslosigkeit und einer Ausweitung des Fachkräftemangels konfrontiert. So geben beispielsweise KI, Automatisierung und andere technologische Fortschritte Anlass zur Sorge vor Entlassungen im großen Stil. Laut Korn Ferry könnten dem globalen Arbeitsmarkt bis 2030 mehr als 85 Millionen Arbeitskräfte fehlen.7

Es bedarf eines längerfristigen, strategischeren und achtsameren Konzepts für die Arbeitskräfte von heute, um die Auswirkungen dieses Personalwandels auf die Produktivität zu minimieren und sicherzustellen, dass wir die Chancen optimal nutzen. In Branchen wie der Luft- und Raumfahrt sowie dem Verkehrswesen, die sich im Strukturwandel befinden, erweisen sich Arbeitsunterbrechungen als kostspielig, und in Europa und den USA nehmen die Arbeitskämpfe zu. Die Lösungen werden Qualifizierungsmaßnahmen, Integration und Vielfalt sowie mehr lokale Lieferketten umfassen. Neue Vorschriften, wie die Richtlinie hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, werden eine stärkere Offenlegung sozialer Faktoren verlangen. In Verbindung mit den steigenden Kosten von Arbeitsunterbrechungen wird dies dazu führen, dass die Arbeitskräfte im Jahr 2025 stärker in den Mittelpunkt rücken.

1 Copernicus, New record daily global average temperature reached in July 2024
2 UNECE, Energy efficiency: the first fuel and the long-term solution to the current energy crisis, 2022
3 Deloitte, Sustainability regulation outlook 2024, February 2024
4 United Nations Climate Change, Global Stocktake, 2024
5 The Climate Policy Initiative estimates that USD6.2 trillion of climate finance is required annually between now and 2030 to deliver net zero. Between now and 2050, an annual USD7.3 trillion a year is required. Allen & Overy, Climate Policy Initiative, How-big-is-the-Net-Zero-financing-gap-2023.pdf, 2023
6 WEF, Future_of_Jobs_2023.pdf, 2023
7 Korn Ferry, The $8.5 Trillion Talent Shortage, 2018

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