Zusammenfassung
2021 dämpften Sorgen wegen Zinsanhebungen und verschärfter Regulierungen die Kursentwicklung an den chinesischen Aktienmärkten. Im neuen Jahr ist die Regierung jedoch entschieden auf einen wachstumsfördernden Kurs eingeschwenkt. Damit sind die Aussichten für Aktien im Jahr 2022 günstiger.
- Die chinesische Regierung verfolgt inzwischen eine wachstumsfreundlichere Politik, so dass die Bedingungen für die Aktienmärkte 2022 günstiger sein sollten
- Aus Anlegersicht lohnt sich gegebenenfalls eine Umschichtung der Aktienallokationen in China, um von der lockereren Geldpolitik und höheren Staatsausgaben zu profitieren
- Langfristige Trends, u.a. hohe Unternehmensinvestitionen in neue Technologien, das Interesse an einem gesünderen Lebensstil und weitere Finanzmarktreformen, könnten Chancen bieten
Dieser Artikel fasst einige zentrale Punkte unseres im ersten Quartal 2022 erstellten Webcasts zu chinesischen Aktien zusammen.
Lockerere finanzielle Bedingungen in China – unter anderem Zinssenkungen und höhere Staatsausgaben – könnten 2022, im Jahr des Tigers, ein günstigeres Umfeld für die Aktienmärkte schaffen.
Das ist durchaus willkommen, nachdem sich das Wachstum im Jahr 2021 verlangsamte und die chinesische Regierung für einige Sektoren (u.a. E-Commerce, Finanztechnologie und private Bildung) schärfere Regulierungsvorschriften erließ. Nach Auffassung von Anthony Wong, Senior Portfolio Manager bei AllianzGI und Lead Manager der Portfolios für chinesische A-Aktien, verfolgt China in der Fiskal- und Geldpolitik jedoch wieder einen Kurs, der die Konjunktur stützt.
„Die Zinsen wurden bereits gesenkt und die Staatsausgaben erhöht, und hohe Vertreter der chinesischen Regierung haben wiederholt betont, dass Stabilität in diesem Jahr eine wichtige Rolle spielen wird“, so Wong im Webcast von AllianzGI zu chinesischen Aktien vom 9. Februar.
Tessa Wong, Produktspezialistin für chinesische Aktien bei AllianzGI, erklärte, dass China in der Vergangenheit nach einem Mittelweg zwischen Wachstum, Stabilität und Reformen gestrebt habe. Dadurch sei der Kurswechsel der Regierung im Jahr 2021 zu erklären. In der ersten Jahreshälfte hätten die Behörden dank des kräftigen Wachstums infolge der raschen Erholung nach der ersten Covid-19-Welle verstärkt Reformen verfolgen und strukturelle Probleme wie z.B. Schwächen am Immobilienmarkt angehen können. In der zweiten Jahreshälfte sei dies nicht mehr möglich gewesen, weil sich die Konjunktur spürbar verlangsamt habe.
Die Regierung habe sich daher verstärkt auf wachstumsfördernde Maßnahmen konzentriert.
Unterschiedliche Entwicklung an Onshore- und Offshore-Märkten
Insgesamt drehten die Kurse an den chinesischen Aktienmärkten zwar im Herbst 2021 ins Minus, aber nicht alle chinesischen Aktien waren davon in gleichem Maße betroffen. Die im Inland notierten und an den „Onshore“- Börsen in Schanghai und Shenzhen gehandelten Aktien und die an „Offshore“-Märkten (vor allem Hongkong und die USA) gehandelten Aktien entwickelten sich ganz unterschiedlich. Trotz der eher gedämpften Marktstimmung lagen A-Aktien zum Jahresende um 4% im Plus und zogen über das gesamte Jahr hinweg jeden Monat netto Kapital an, da die globalen Anleger die Schwächephase nutzen, um ihre langfristigen Investitionen in China auszubauen1.
Dagegen wirkte sich die intensivere staatliche Regulierung der Internetsektoren im vergangenen Jahr spürbar auf die Offshore-Märkte aus, an denen zahlreiche Internetunternehmen notiert sind. Die Kurse von Offshore-Aktien fielen im Jahr 2021 um über 20%1 – hauptsächlich aufgrund eines raschen Rückgangs der Bewertungen, weil sich die Stimmung infolge der regulatorischen Maßnahmen der Regierung eintrübte. Ein Einbruch der Gewinnerwartungen spielte eine geringere Rolle.
Ende 2021 handelten sowohl der MSCI China A-Index (für Onshore-Aktien) als auch der MSCI China-Index (für Offshore-Aktien) nahe ihren langfristigen Durchschnittswerten. Im Gegensatz dazu sind die Bewertungen in einigen entwickelten Märkten im historischen Vergleich angespannt. Aus Sicht vieler Anleger sind chinesische Aktien derzeit angemessener bewertet als ihre Pendants aus entwickelten Märkten.
Langfristige Trends sind günstig, wenngleich Risikofaktoren bestehen bleiben
Das geld- und fiskalpolitische Umfeld wird zwar günstiger für die Aktienmärkte, aber dennoch bleiben bedeutsame Risikofaktoren bestehen. China setzt nach wie vor auf strikte Einschränkungen, um eine Verbreitung der Omikron-Virusvariante zu verhindern. Falls das Virus aber durchbricht, könnten die Gegenmaßnahmen die Konjunktur aus dem Tritt bringen. Auch der riesige Immobiliensektor des Landes gibt Anlass zur Sorge. Mehrere hoch verschuldete Immobilienentwickler gerieten im vergangenen Jahr in Liquiditätsengpässe, weil die zulässige Verschuldung begrenzt wurde und sich der Markt abschwächte. Nach Auffassung von Anthony Wong wird es der Regierung jedoch gelingen, die Immobilienpreise „kontrolliert“ sinken zu lassen und einen Crash zu vermeiden.
„Wenn Anzeichen für eine weitere Verlangsamung der chinesischen Konjunktur auftreten, dürfte die Regierung die Zinsen aggressiver senken und fiskalpolitische Maßnahmen ergreifen, um dieses Abwärtsrisiko abzupuffern“, so Wong.
Um von der lockereren Geldpolitik und den höheren Staatsausgaben zu profitieren, sollten die Anleger gegebenenfalls ihre Aktienallokationen in China in entsprechende Börsen und Sektoren umschichten.
- Am Markt für A-Aktien bieten sich Chancen bei inländischen Vermögensverwaltern, die vom steigenden Wohlstand der privaten Haushalte und der Bereitschaft zu Investitionen an den Finanzmärkten profitieren sollten
- Auch der langfristige Trend zu einem gesünderen Lebensstil und neue Technologien bieten Chancen. In die letztgenannte Kategorie fallen Augmented und Virtual Reality-Anbieter sowie die Halbleiter-Lieferkette.
- Bei Sektoren, die eine Beziehung zum Immobiliensektor aufweisen, z.B. Materiallieferanten, ist dagegen mehr Vorsicht geboten. Häufig wird gesagt, Wohnraum sei zum Leben und nicht zum Spekulieren da. Dies spricht dafür, dass eine rasche Erholung unwahrscheinlich ist
Anthony Wong führte des Weiteren aus, die intensiv diskutierte Politik des „allgemeinen Wohlstands“ – ein zentrales Ziel der chinesischen Regierung – ziele nicht auf eine staatliche Umverteilung ab, wie im Westen häufig angenommen werde. Stattdessen gehe es um systemrelevante, langfristige Themen für China wie die hohe Verschuldung, die ungleiche Vermögensverteilung und die Wachstumsverlangsamung. Wong ist der Auffassung, die allgemeine Wohlstandspolitik werde China nicht von einer finanziellen und wirtschaftlichen Liberalisierung abhalten. Zugang zu ausländischem Kapital und ein funktionsfähiger privater Sektor bleiben zentrale Prioritäten für die chinesische Regierung.
Für Anleger ist das Aktienmarktumfeld im Jahr des Tigers dank der Lockerung der finanziellen Bedingungen und der relativ geringen Bewertungen vergleichsweise günstig.
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1 Bloomberg-Daten, Stand: 31. Dezember 2021
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02/2022, AdMaster 2042745
Zusammenfassung
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