Ausblick zur Jahresmitte 2021

28.06.2021

Zusammenfassung

Zur Jahresmitte 2021 ist der Ausblick für die Wirtschaft positiv, was wir zu einem großen Teil den umfangreichen staatlichen Konjunkturprogrammen zu verdanken haben. Dieses Wachstum könnte seinen Preis haben.

Embracing Disruption

Digitaler Darwinismus: Die neue Disruption

von | 08.02.2022
Digitaler Darwinismus: Die neue Disruption

Zusammenfassung

Disruption gibt es seit eh und je. Jetzt stehen wir jedoch am Beginn einer neuen digitalen Ära, in der das evolutionäre Prinzip des „survival of the fittest“ gilt. Wir haben verschiedene Schlüsselthemen – von Klimatechnologie bis hin zu Künstlicher Intelligenz – identifiziert, die den derzeitigen Wandel grundlegend vorantreiben. Disruption wird so aus Sicht der Anleger zu einem zentralen Thema, das in den Portfolios berücksichtigt werden sollte.

Zentrale Aussagen

  • Disruption beschränkt sich nicht mehr allein auf den Technologiesektor: Aufgrund transformativer Fortschritte bei Hard- und Software sowie bei „Big Data“ greift sie auf alle Lebensbereiche über
  • Die durch die neuen Technologien ausgelösten, tiefgreifenden Veränderungen führen zu einem „digitalen Darwinismus“. Das Streben nach Dominanz wird neue Gewinner hervorbringen und neue Chancen für die Anleger schaffen
  • Der Kampf um eine technologische Vormachtstellung zieht weitere Kreise: Geopolitische Spannungen dürften zunehmen, wenn verschiedene Länder um die Kontrolle der weltweiten Daten konkurrieren
  • In einem solchen Umfang kann Disruption durchaus nervös machen. Aber die Anleger können von dieser globalen Verschiebung profitieren und neues Wachstumspotenzial für sich erschließen: Thematisches Investieren und Nachhaltigkeit eröffnen Möglichkeiten für die Zukunft

Wie wird es 2021 weitergehen?

 

Seit dem pandemiebedingten Wachstumseinbruch des vergangenen Jahres hat sich die Wirtschaft insgesamt kräftig erholt. An den Kapitalmärkten hat dies für Kursauftrieb gesorgt, obwohl das Wachstum vermutlich noch auf mehrere Jahre hinaus hinter dem vorpandemischen Trend zurückbleiben wird (siehe Abbildung). Die Covid-19-Krise ist noch nicht vorbei. In einigen Teilen der Welt scheinen die Impffortschritte inzwischen jedoch die Trendwende zu bringen und es besteht Hoffnung, dass die Pandemierisiken im weiteren Jahresverlauf abnehmen werden. Der aktuelle Boom der Wirtschaft und Märkte könnte einen Preis haben – nicht zuletzt eine höhere Inflation. Angesichts des uneinheitlichen Wachstumstempos in den verschiedenen Ländern und Branchen werden Investoren bei ihren Anlageentscheidungen zudem sehr sorgfältig und differenziert vorgehen müssen. Ein wichtiger Aspekt sind dabei auch die unterschiedlich großzügigen fiskal- und geldpolitischen Hilfspakete, mit denen Regierungen und Zentralbanken rund um die Welt auf diese Krise reagieren.

 

Implikationen für Anleger

  • Ein deutlicher Anstieg der Inflation in diesem Jahr – und möglicherweise darüber hinaus – macht es wichtig, zusätzliche Renditequellen zu erschließen, um die Kaufkraft zu erhalten.
  • Der jüngste Inflationsschub war ein wichtiger Faktor für die Entscheidung der US-Notenbank (Fed), für 2023 kleine Zinsanhebungen zu avisieren. Am Markt wird auch damit gerechnet, dass die Fed - wahrscheinlich 2022 - mit der Rückführung ihrer Anleihekäufe beginnen wird. Abhängig davon, wie die Fed die Märkte auf diesen geldpolitischen Kurswechsel vorbereitet, könnten beide Schritte eine höhere Volatilität auslösen.
  • Wir haben weiterhin eine Präferenz für Risikoanlagen – verfolgen hier aber inzwischen einen vorsichtigeren Ansatz. Wir sehen keinen Grund für Anleger, ihr Risiko komplett zurückzufahren. Zumindest auf kurze Sicht halten wir es aber für geraten, eine neutralere Position entlang des Risiko-Ertrags-Spektrums einzunehmen.

 

Trotz einer kräftigen Erholung hat die Weltwirtschaft den - bereits relativ gedämpften - Vor-Covid-Trendpfad noch nicht wieder erreicht 
BIP-Prognose (2020-2021)

World GDP chart

Quelle: Bloomberg, Allianz Global Investors. Stand der Daten: Mai 2021.


Hören Sie den Head of Global Economics and Strategy, Stefan Hofrichter, zu unserem Wirtschaftsausblick zur Jahresmitte einschließlich seiner Ansichten zu Wachstum, Inflation, Produktivität, Arbeitskräftemangel, Angebotsfragen, Demographie und mehr. Darüber hinaus wird er auf die Implikationen seiner Prognosen für die Positionierung von Anlageportfolios sowie Anlagechancen im aktuell unbeständigen Umfeld eingehen.

 

 


Das Wichtigste in Kürze

In diesem noch länger andauernden Niedrigzinsumfeld sollten Anleger die Inflation im Blick behalten

Die Regierungen und Zentralbanken haben tief in die Tasche gegriffen, um die Covid-19-Krise zu bewältigen. Auch im zweiten Halbjahr 2021 werden die staatlichen Konjunkturhilfen ein wichtiger Faktor an den Finanzmärkten sein. Die Rekordsummen des letzten Jahres werden in diesem Jahr voraussichtlich nicht erreicht werden und in einigen Schwellenländern wird mit Zinserhöhungen gerechnet. Trotzdem dürften die Industrieländer - allen voran die USA - noch mehr Geld in die Hand nehmen, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Das weckt Sorgen hinsichtlich eines allumsorgenden „Nanny-Kapitalismus“, in dem die Zentralbanken keine Wahl haben, als diese Staatsausgaben zu finanzieren. Die Bilanzen der großen Zentralbanken sind so aufgebläht wie nie zuvor und werden immer weiter ausgedehnt (siehe Abbildung).

Eine Folge dieser Stimulusmaßnahmen ist ein deutliches Anziehen der Inflation seit dem zweiten Quartal. Die Fed hat bereits reagiert und für 2023 kleine Zinsanhebungen avisiert. Weitere Notenbanken könnten ihrem Beispiel folgen. Wir gehen aber weiterhin davon aus, dass die realen (inflationsbereinigten) Zinsen im Vergleich zu ihren langfristigen Durchschnittswerten längerfristig niedrig bleiben werden. Grund dafür ist, dass das Wirtschaftswachstum wahrscheinlich ebenfalls niedrig bleiben wird und der Konjunkturverlauf und Zinspfad traditionell eng miteinander verknüpft sind.

Implikationen für Anleger

  • Anleihen. Wir halten die Duration tendenziell kurz. Viele Anleihen sind inzwischen teuer – das gilt sowohl für Staatsanleihen als auch für Investment-Grade- und Hochzinsanleihen. Falls die anziehende Inflation und Sorgen über mögliche Zentralbankmaßnahmen die Anleihemärkte nervös stimmen sollten, könnten die Renditen steigen (und die Kurse sinken). In diesem Umfeld sollten Anleger ihre Positionierung aktiv steuern. Niedrigere Kurse könnten aber auch attraktive Anlagemöglichkeiten eröffnen. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld wird die Suche nach alternativen Renditequellen weiter eine Herausforderung darstellen.
  • Aktien. Die Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken und eine insgesamt höhere Risikobereitschaft haben an den Aktienmärkten für Auftrieb gesorgt. US-Aktien sind teuer und befinden sich möglicherweise sogar schon in einer Blase. Trotzdem könnten die Kurse hier kurzfristig noch weiter steigen. Europäische und asiatische Aktien sind günstiger. Wir bevorzugen Substanzwerte gegenüber Wachstumstiteln. Auf lange Sicht spielen Tech-Aktien aber eine wichtige Rolle. In einem potenziell unbeständigen Umfeld kann sich eine Konzentration auf Unternehmen, die Wert auf nachhaltige Geschäftspraktiken legen – einschließlich Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) – auszahlen.
  • Risikomanagement. Im aktuellen Umfeld sind agile Risikomanagement-Strategien gefragt. Vielen Anlegern ist klar, dass sie in einem Niedrigzinsumfeld höhere Risiken eingehen müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Entscheidend ist, dass diese Risiken umsichtig gehandhabt werden.
 

Die Zentralbanken haben ihre enormen Assetkaufprogramme nochmals ausgeweitet
Geldbasis (Bankreserven + Geld im Umlauf) im Verhältnis zum BIP (%)

Monetary base chart

Quelle: Bloomberg, Allianz Global Investors. Stand der Daten: Mai 2021.

Kursrückschläge an den chinesischen Aktienmärkten eröffnen Chancen für längerfristig ausgerichtete Anleger

Nachdem Chinas Behörden das Land im vergangenen Jahr erfolgreich aus der Covid-19-Krise geführt hatten und Anfang 2021 hervorragende BIP-Wachstumsraten meldeten, brachen die Aktienkurse im Februar und März dramatisch ein. Zu den Gründen für diesen Ausverkauf gehörten Vorstöße in Richtung einer stärkeren Regulierung des chinesischen Internet-Sektors zu Beginn dieses Jahres sowie Gewinnmitnahmen bei früheren Börsengewinnern. Seither bewegen sich die Kurse weitgehend seitwärts. Dabei läuft es derzeit gut für die chinesischen Unternehmen: Die meisten Firmen haben die Erwartungen erfüllt oder übertroffen und viele berichten von einer starken Nachfrage. Aber der Internet-Sektor ist erst einmal in Ungnade gefallen und die Bewertungen dürften weiter unter Druck stehen.

Chinas Geldpolitik während der Pandemie war wohl die orthodoxeste aller großen Zentralbanken der Welt, und China hat als einzige große Volkswirtschaft seine Fiskal- und Geldpolitik gestrafft. Die natürliche Neigung der chinesischen Entscheidungsträger ist sicherlich, proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um den Aufbau von Inflationsdruck und Assetblasen zu verhindern. Trotzdem dürfte das Ausmaß der geldpolitischen Straffung für den Rest des Jahres begrenzt bleiben.

 

Implikationen für Anleger

Wir sehen weiter gute Gründe, die für ein längerfristiges Engagement in China sprechen. Da dies eine relativ volatile Anlageklasse ist, sollten sich Investoren hier nur längerfristig engagieren und zwischenzeitliche Verlustphasen in Kauf nehmen können.

  • Aktien. Kurzfristig würde uns eine weitere Konsolidierung an den chinesischen Aktienmärkten nicht überraschen. Die jüngste Abwärtsbewegung war jedoch eine gesunde Entwicklung, die hilft, ein solideres Fundament für die Zukunft zu legen. Die extremen Gewinnmitnahmen haben inzwischen nachgelassen, wie man an der Entwicklung der Wachstumsaktien am chinesischen A-Aktienmarkt (in Shanghai und Shenzhen gehandelte Aktien) sehen kann. Diese haben gegenüber Substanzwerten zuletzt Boden gutgemacht (siehe Abbildung). Anleger sollten hier weiter sehr selektiv vorgehen. Eine Orientierung an ESG-Faktoren kann sinnvoll sein, um Unternehmen zu identifizieren, die sich in diesem Umfeld weiter sehr positiv entwickeln werden.
  • Anleihen. Onshore-RMB-Anleihen (die in Festlandchina gehandelt werden und auf CNY lauten) sind ein potenziell attraktives Investment für internationale Investoren. Grund dafür sind vor allem ihre höhere Rendite im Vergleich zu Anleihen aus anderen großen Volkswirtschaften und das Diversifikationspotenzial, das sie durch ihre geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen bieten.

 

Wachstumsorientierte chinesische A-Aktien haben verlorenen Boden gutgemacht
MSCI China A Onshore Index – Growth vs. Value (seit Jahresanfang 2021; in USD; indexiert)

China A-share growth stocks chart

Quelle: Refinitiv Datastream, Allianz Global Investors. Stand der Daten: 21. April 2021.
Der MSCI China A Onshore Index ist ein nicht gemanagter Index, der die Wertentwicklung von Large- und Mid-Cap-Unternehmen mit einem Listing an den Börsen von Shanghai und Shenzhen abbildet. Eine Direktanlage in einen Index ist nicht möglich.

Nachhaltiges Investieren ist der neue Standard

Nach Angaben von Morningstar ist das weltweit in ESG-Strategien verwaltete Anlagevermögen im vergangenen Jahr auf 1,7 Billionen US-Dollar angestiegen. Für etwas mehr als ein Drittel des weltweit verwalteten Vermögens werden inzwischen ESG-Kriterien angewendet (siehe Abbildung). Dieses Wachstum dürfte sich fortsetzen und durch die Covid-19-Pandemie zusätzlichen Schub erhalten haben. Anleger sind zunehmend von der wesentlichen Rolle überzeugt, die nachhaltige Ansätze bei der Steigerung der Investment-Performance und beim Risikomanagement spielen. Dabei zeigen unabhängige Daten, dass sich aktiv verwaltete ESG-Fonds in der Anfangsphase der Pandemie deutlich besser entwickelt haben als ihre passiven Pendants. Das unterstreicht den Wert eines aktiven Ansatzes für nachhaltige Anlagen.1

Während der Erholung im Nachgang der Pandemie werden ESG-Faktoren entscheidend sein, um eine Reihe neuer Risiken zu bewerten und bisher unbekannte Chancen zu identifizieren. Das sollte die Risikobereitschaft der Anleger erhöhen. Wir mahnen jedoch auch zur Vorsicht. Wirtschaftswachstum - und Geldpolitik - laufen stärker auseinander, aber das reale Wirtschaftswachstum dürfte insgesamt niedriger ausfallen. Um zu ermitteln, wie gut Unternehmen für dieses Umfeld aufgestellt sind, müssen Investoren bei ihren Bewertungen das gesamte Spektrum der ESG-Faktoren berücksichtigen – und einen konstruktiv-kritischen Dialog mit den Unternehmen führen, um positive Veränderungen zu bewirken. Dabei müssen vor allem die Faktoren identifiziert werden, die für das jeweilige Unternehmen am relevantesten sind – zum Beispiel Treibhausgasemissionen, Arbeitnehmerrechte und Führungskräftevergütung. Außerdem müssen die Firmen dazu bewegt werden, diesbezüglich transparenter zu werden.

 

Implikationen für Anleger

  • Investitionen in grüne Infrastruktur können interessant sein, da sich die weltweiten Regierungen unter dem Motto „Build back better“ zu einem nachhaltigeren Wiederaufbau der Wirtschaft im Nachgang der Pandemie verpflichtet haben. In diesem Zusammenhang wird es viele Projekte zu finanzieren geben. Wir bei Allianz Global Investors helfen unseren Kunden, die langfristigen Investitionsmöglichkeiten zu erschließen, die sich dadurch eröffnen.
  • Anleger sollten bei allen Entscheidungen ESG-Faktoren berücksichtigen, um die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen in einem schwierigen Investmentumfeld zu beurteilen und wichtige Veränderungen voranzutreiben.
  • Interessant könnten auch Lösungen sein, die auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) einzahlen – zum Beispiel Investitionen, die zu einem besseren Zugang zu sauberem Wasser und einer größeren Ernährungssicherheit beitragen.
  • Das wachsende Green-Bond-Universum könnte interessante Anlagemöglichkeiten bieten. Die Pandemie und die Ausgaben für grüne Infrastruktur dürften Spielraum für neue Emissionen eröffnen.
  • Viele institutionelle Investoren engagieren sich in außerbörslichen Impact-Strategien in Bereichen wie erneuerbare Infrastruktur und Entwicklungsfinanzierung. Dies ist ein sehr effektiver Ansatz, um ein integratives und nachhaltiges Wachstum in Entwicklungs- und Schwellenländern zu fördern.

 

Mehr als ein Drittel der globalen AuM berücksichtigt inzwischen ESG-Kriterien
ESG-konforme AuM der Unterzeichner der UN PRI im Vergleich zu den globalen AuM


Quelle: UN PRI (Prinzipien für Verantwortliches Investieren der Vereinten Nationen). Stand: 2020.

Unsere regionalen Ausblicke zur Jahresmitte 2021

Zahlreiche Faktoren haben die Wirtschaft angekurbelt und zu höheren Unternehmensgewinnen beigetragen – darunter das erfolgreiche Impfprogramm, ein Rückgang der Covid-19-Fälle, niedrige Zinsen und staatliche Hilfspakete. Der steigende Inflationsdruck und potenzielle Steuererhöhungen könnten im zweiten Halbjahr jedoch für Gegenwind sorgen.

Obwohl sich die Finanzmärkte seit Jahresanfang 2021 positiv entwickelt haben, rechnen wir für den Rest des Jahres mit einer phasenweise erhöhten Volatilität. Der Fokus der Märkte könnte weiter auf Substanzwerten und zyklischen Sektoren liegen. Finanzwerte könnten von einem Umfeld höherer Renditen/einer steileren Zinskurve profitieren, während Energie und Rohstoffe durch die Wiedereröffnung der Weltwirtschaft gestützt bleiben dürften. Politische Unterstützung gibt es für bestimmte Infrastruktursegmente, saubere Energie und 5G, die auf der Agenda von US-Präsident Joe Biden stehen.

Angesichts des starken Wachstums und der anziehenden Inflation könnten die Renditen noch etwas weiter steigen. Das könnte Assets/Sektoren mit einer längeren Duration wie Investment-Grade-Unternehmensanleihen, Wachstumswerte und Sektoren wie Technologie stärker unter Druck setzen.


Nach einem schwachen Jahresauftakt hat die Wirtschaftsaktivität zuletzt mehr Fahrt aufgenommen. Ein kräftiger, breit angelegter Aufschwung ist möglich, sobald die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus nennenswert gelockert werden und sich der private Konsum deutlich belebt. Die Inflation dürfte 2021 ihren Höchststand erreichen, bevor sie 2022 wieder etwas abflaut. Für die konjunkturelle Erholung wird die wirtschaftspolitische Unterstützung weiterhin unerlässlich sein und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bleibt insgesamt akkommodierend.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Verunsicherung durch die Pandemie sollte eine größere Wachstumsdynamik zu einer Verbesserung der Unternehmensgewinne führen. Diese wiederum dürften die wichtigsten Treiber der Aktienrenditen im Jahr 2021 sein. Wir erwarten zwar, dass die längerfristigen Staatsanleiherenditen, angeführt von den USA, moderat ansteigen werden. Die höhere Inflation könnte jedoch vorübergehend sein und das allgemeine Niedrigzinsumfeld dürfte weiterhin Bestand haben.

Dank der schnellen Impffortschritte und weitreichender Öffnungen dürfte sich die britische Wirtschaft weiter erholen. Damit wird auch der Konsum anziehen, beflügelt durch die aufgestaute Nachfrage und die hohen, während der Pandemie angehäuften Ersparnisse. Die Fiskalpolitik dürfte auch dann noch unterstützend wirken, wenn die Post-Covid-Konjunkturmaßnahmen gegen Ende des Jahres auslaufen. Die Inflation wird im zweiten Halbjahr voraussichtlich steigen. Der Kostendruck nimmt aber nur allmählich zu.

Trotz des Ende 2020 geschlossenen Handelsabkommens mit der EU belasten die Spannungen im Nachgang des Brexit (insbesondere nichttarifäre Handelshemmnisse) weiterhin die Exporte. Noch gibt es wenig Hinweise darauf, dass der Einbruch des Handels mit der EU durch höhere Handelsvolumina mit dem Rest der Welt kompensiert wird.

Dank der effektiven Eindämmung von Covid-19 ist Chinas Wirtschaft weitgehend wieder auf ihren Trendwachstumspfad zurückgekehrt. Die fiskal- und geldpolitische Unterstützung wird wieder auf ein normaleres Niveau zurückgefahren. Das könnte sich nachteilig auf Risikoanlagen auswirken. Die chinesischen Behörden werden jedoch wachsam bleiben und bei Bedarf gegensteuern. Die angespannten Beziehungen zu den USA könnten noch Auswirkungen auf den Ausblick für Chinas Außenhandel und Finanzen haben.

Der jüngste Kursrückgang an den chinesischen Aktienmärkten sollte als gesunde Entwicklung betrachtet werden, durch die die Bewertungen wieder auf ein attraktiveres Niveau zurückkehren. Im Vergleich zu Anleihen in anderen großen Volkswirtschaften, in denen die Zinsen noch deutlich länger auf ihrem niedrigen Niveau verharren könnten, sind chinesische Anleihen großzügig verzinst. Die chinesischen Märkte sind jedoch volatil. Daher sollten Investoren hier langfristig investieren.

In Japan sind die Covid-19-Neuinfektionen zuletzt zwar gestiegen. Das Land hat aber mit seinem Impfprogramm begonnen und die um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele in Tokio sollen wie geplant im Sommer stattfinden. Vor diesem Hintergrund dürfte sich die Inlandsnachfrage im zweiten Halbjahr allmählich erholen. Die japanische Auslandsnachfrage (der Saldo von Aus- und Einfuhren) dürfte dank der anhaltenden Erholung der weltweiten Investitionsausgaben stabil bleiben.

Obwohl sich die Wachstumsaussichten verbessert haben, ist der Preisdruck weiterhin gedämpft. Daher hat die Bank of Japan ihre Strategie überarbeitet, um die geldpolitische Lockerung nachhaltiger fortführen zu können.

Der weltweite Aufschwung und der etwas schwächere US-Dollar sorgen für ein günstiges Umfeld für die meisten Schwellenmärkte. Einige Zentralbanken in diesen Ländern – zum Beispiel in der Türkei, Brasilien und Russland – haben bereits auf eine restriktivere Geldpolitik umgestellt. Der erwartete Anstieg der Inflation könnte andere dazu bewegen, ihrem Beispiel zu folgen.

Die Gefahr eines erneuten Anstiegs der Covid-19-Infektionen ist in den Schwellenländern besonders akut. Was die Bekämpfung der Pandemie angeht, sind diese Länder noch nicht so weit wie die Industrieländer. Zum Jahresende 2021 sollten hier aber größere Fortschritte erkennbar sein. Wir rechnen in den Schwellenländern weiterhin mit einem fragilen, von Land zu Land sehr unterschiedlichen Erholungsprozess. Generell erscheinen die Länder, die die Pandemie am erfolgreichsten eingedämmt haben, am besten aufgestellt. Dazu gehören zum Beispiel Südkorea und Singapur.

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