Zusammenfassung
Nachhaltige Kapitalanlagen boomen. Wo können Investoren Orientierung finden? Dieser und weiteren Fragen ist die Update-Redaktion im Interview mit Beatrix Anton-Grönemeyer, Chief Sustainability Officer, nachgegangen.
Update Magazin I/2020 |
Haben nachhaltige Kapitalanlagen angesichts der Verwerfungen infolge der Corona Pandemie einen schweren Stand, Frau Anton-Grönemeyer?
Beatrix Anton-Grönemeyer: Natürlich steht derzeit die Bekämpfung der Coronakrise für alle Akteure im Mittelpunkt. Es geht um Menschenleben und darum, zu vermeiden, dass die Wirtschaft und Millionen von Menschen ins Bodenlose fallen. Ich rechne aber damit, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft und in der Finanzwelt weiter wächst. Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien und nachhaltige Kapitalanlagen sind schon seit Langem ein Thema für uns. Es nimmt seit einiger Zeit auch auf breiter Front Fahrt auf. Insbesondere das Jahr 2019 hat viele Menschen zum Umdenken bewegt. Die aktuelle Krise, die uns unsere Verwundbarkeit vor Augen führt, wird das nicht ändern. Nachhaltigkeit wird sogar noch an Bedeutung gewinnen. An der globalen Herausforderung des Klimawandels hat sich ja nichts geändert.
Wie wichtig ist denn der Klimawandel für die Kapitalanlage?
Beatrix Anton-Grönemeyer: Wir erleben gerade, wie Klima zum zentralen Anlagethema wird. Seit Längerem befasst sich auch die Kapitalmarktforschung mit dem Thema, zunächst unter dem Stichwort „stranded assets“. Damit ist gemeint, dass Unternehmen oder ganze Anlageklassen drastisch an Wert verlieren, weil ihr Geschäftsmodell im Zuge von Maßnahmen zum Klimaschutz nicht mehr nachgefragt oder gar verboten wird. Denken Sie an den Kohleausstieg. Darüber hinaus muss man die physischen Klimarisiken im Blick haben. Die Unterbrechung von Lieferketten aufgrund extremer Wetterereignisse ist ein großes Thema in einer global vernetzten Wirtschaft. Die angestrebte Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter bietet aber auch Anlagechancen.
Sie sprechen von erneuerbaren Energien?
Beatrix Anton-Grönemeyer: Die globale Energiewende ist natürlich der Dreh- und Angelpunkt. Dort existiert ein enormer Anlagebedarf. Die Anlagechancen sind aber viel breiter gestreut und beinhalten neue Geschäftsmodelle und Produkte sowie neue Technologien für eine effizientere Nutzung unserer natürlichen Ressourcen. Das Thema beschäftigt alle Sektoren, und Innovationen müssen nicht zwingend von Start-ups kommen. Seit fünf Jahren managt AllianzGI eine Strategie, die gezielt auf das Potenzial der Energiewende setzt. Sie investiert in Unternehmen, die ihre Emissionen bereits drastisch reduziert haben, solche, die sehr ambitionierte, glaubwürdige Commitments in diese Richtung abgegeben haben, und Firmen, die Lösungen anbieten, die in der Breite zu einer Einsparung von CO2 -Emissionen führen. Das strenge Energiewendegesetz in Frankreich hat seinerzeit den Anstoß dazu gegeben.
Braucht es immer staatliche Eingriffe und Regulierung, um nachhaltige Anlagen auch finanziell attraktiv zu machen?
Beatrix Anton-Grönemeyer:Die Wissenschaft ist sich inzwischen weitgehend einig darüber, dass nachhaltige Kapitalanlage nicht auf Kosten der Performance geht. Im Gegenteil, tendenziell überwiegen sogar positive Faktoren, z.B. durch ein geringeres Downside-Risiko nachhaltiger Anlagen. Damit nachhaltige Anlagen rentieren, braucht es also keine staatlichen Eingriffe. Allerdings werden wir immer mehr Regulierung in Richtung Nachhaltigkeit und insbesondere in Richtung Klimaschutz sehen. Gerade bei der langfristigen Sicherung unserer Daseinsvorsorge im weitesten Sinn sind die Politik und die Legislative gefragt. Transparenz und einheitliche Standards sorgen für Vertrauen und Planbarkeit bei allen Akteuren. Ein wichtiger Meilenstein ist hier die Taxonomie der EU, die ab 2021 verbindlich festlegt, was als nachhaltige Aktivität anzusehen ist und was nicht. Das spiegelt sich natürlich auch in den Transparenzvorgaben für Investoren und letztlich in den Anlagelösungen wider. Aufgrund der Wechselwirkungen sollten Klima und Umwelt nicht isoliert, d.h. ohne Berücksichtigung sozialer Aspekte und Governance gedacht werden.
Derzeit hat man fast den Eindruck, dass es nur noch grüne und nachhaltige Investmentmanager gibt. Wo finden Investoren Orientierung?
Beatrix Anton-Grönemeyer: Das ist momentan in der Tat nicht ganz einfach. Auf Produktebene wird es voraussichtlich 2021 ein einheitliches EU-Ecolabel geben, um EU-weit Transparenz und einheitlich Anlageprodukte zu kategorisieren und „Greenwashing“ einzudämmen. Aber schon jetzt gibt es Möglichkeiten, wie Investoren Asset Manager in diesem Bereich auf Herz und Nieren prüfen können. Das fängt an beim Bekenntnis zu den Principles of Responsible Investment, die 2006 unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen entwickelt wurden. AllianzGI war unter den 50 Unterzeichnern unter Asset Managern. In der jährlichen Überprüfung durch die PRI Association haben wir seit drei Jahren in Folge die Bestnote für unsere ESG-Strategie und -Governance erhalten1. Außerdem haben wir unser Angebot sehr klar strukturiert, um Transparenz für unsere Kunden zu schaffen.
Ist bei Ihnen nicht alles nachhaltig?
Beatrix Anton-Grönemeyer:Wir bieten ein breites Spektrum, um den unterschiedlichen Anforderungen unserer Kunden gerecht zu werden. Es besteht im Wesentlichen aus drei Kategorien: Impact, SRI und Integrated ESG. So können Anleger mit Impact Investments neben der finanziellen Rendite eine ihrem Investment klar zuzuordnende und messbare ökologische oder gesellschaftliche Wirkung erzielen. Bei Anlagen in Private Markets und Green Bonds können wir das entsprechend dokumentieren. Bei unseren SRI-Strategien geht es um die Erzielung einer guten Rendite bei gleichzeitiger Optimierung des Nachhaltigkeitsprofils des Portfolios. Neben einigen Mindestausschlüssen z.B. im Bereich Menschenrechte kommen dabei insbesondere ein Best-in-Class- und ein Best-Efforts-Ansatz zum Einsatz.
Best Efforts hört sich an nach „hat sich stets bemüht (… aber es nicht geschafft)“?
Beatrix Anton-Grönemeyer: Das Gegenteil ist der Fall, denn hier kann das Fondsmanagement aktiv das Outperformance-Potenzial in einer SRI-Strategie ausschöpfen, indem es die Unternehmen aus dem Universum auswählt, die aus guten Gründen sehr viel Energie in die substanzielle Verbesserung ihres ESG-Profils stecken, um darüber ihr Geschäftsergebnis zu verbessern.
Wie finden Sie die in der Praxis?
Beatrix Anton-Grönemeyer: Hier macht sich unser aktiver Ansatz bezahlt, denn wir verwenden viele Ressourcen auf die Analyse der Titel und sprechen sehr intensiv mit den Unternehmensvertretern über deren Geschäftsmodelle, Chancen und Risiken. Dabei spielen Nachhaltigkeitsaspekte eine immer größere Rolle. Bei unserem dritten Ansatz, Integrated ESG, steht die Optimierung des Risiko-Rendite-Profils im Vordergrund. Wir wollen damit löschen ESG-Extremverlust-Risiken vermeiden und besser verstehen, wo die Unternehmen im Hinblick auf materielle ESG-Faktoren wirklich stehen. Von dieser inhaltlichen Tiefe profitiert übrigens auch die Interessenwahrnehmung im Namen unserer Kunden.
Inwiefern?
Beatrix Anton-Grönemeyer: Zum Beispiel im kritischen Dialog mit Unternehmen, der von unseren Portfoliomanagern und Analysten in der Breite geführt und nicht im ESG-Team „versteckt“ wird. Oder nehmen Sie die Abstimmungen auf Hauptversammlungen. Letztes Jahr haben wir auf mehr als 9500 HVs abgestimmt und in drei Viertel der Fälle bei mindestens einem Agendapunkt gegen die Vorschläge des Managements votiert. Unser Abstimmungsverhalten zum Thema Klimaschutz wird auch von außen deutlich wahrgenommen. Unter 57 internationalen Asset Managern landeten wir in einer Analyse der unabhängigen Organisation ShareAction auf Platz zwei. Andere, die medial präsenter sind, finden sich da eher auf den hinteren Rängen.
Sollten Ihnen bei den Abstimmungen auf Hauptversammlungen nicht die Interessen Ihrer Kunden, der Anleger, wichtiger sein als der Klimaschutz?
Beatrix Anton-Grönemeyer: Wir entscheiden über jeden Antrag einzeln und publizieren zeitnah auf unserer Webseite, wie wir abgestimmt haben. Bei der Abstimmung müssen wir die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Fokus haben, Klimaschutz und die Interessen der Kapitaleigner stehen da nicht im Widerspruch. Die Erreichung der Klimaziele von Paris wird für uns und die Branche das dominierende Thema der kommenden Jahre und Jahrzehnte sein. Einige institutionelle Investoren wie unsere Muttergesellschaft schreiten mit der Net-Zero Asset Owner Alliance voran und wollen ihr Anlageportfolio bis 2050 komplett dekarbonisieren. Das ist kein einfaches Unterfangen, aber damit entsteht eine gewaltige Hebelwirkung auch im Engagement, und wir wollen unsere Kunden auf diesem Weg unterstützen und erfolgreich begleiten.
Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und Ertrage daraus konnen sinken oder steigen. Investoren erhalten den investierten Betrag gegebenenfalls nicht in voller Hohe zuruck. Investitionen in festverzinslichen Wertpapieren konnen fur Investoren verschiedene Risiken beinhalten, einschlieslich – jedoch nicht ausschlieslich – Kreditwurdigkeits-, Zins-, Liquiditatsrisiko und Risiko eingeschrankter Flexibilitat. Veranderungen des wirtschaftlichen Umfelds und der Marktbedingungen konnen diese Risiken beeinflussen, was sich negativ auf den Wert der Investitionen auswirken kann. In Zeiten steigender Nominalzinsen werden die Werte der festverzinslichen Wertpapiere (auch Short-Positionen in Bezug auf festverzinsliche Wertpapiere) im Allgemeinen voraussichtlich zuruckgehen. Umgekehrt werden in Zeiten sinkender Zinsen die Werte der festverzinslichen Wertpapiere im Allgemeinen voraussichtlich steigen. Liquiditatsrisiken konnen moglicherweise dazu fuhren, dass Kontoauszahlungen oder -ruckzahlungen nur mit Verzogerung oder gar nicht moglich sind. Soweit wir in diesem Dokument Prognosen oder Erwartungen ausern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, konnen diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsachlichen Ergebnisse und Entwicklungen konnen daher wesentlich von den geauserten Erwartungen und Annahmen abweichen. Es besteht unsererseits keine Verpflichtung, Zukunftsaussagen zu aktualisieren Die fruhere Wertentwicklung ist kein verlasslicher Indikator fur kunftige Ergebnisse. Wenn die Wahrung, in der die fruhere Wertentwicklung dargestellt wird, von der Heimatwahrung des Anlegers abweicht, sollte der Anleger beachten, dass die dargestellte Wertentwicklung aufgrund von Wechselkursschwankungen hoher oder niedriger sein kann, wenn sie in die lokale Wahrung des Anlegers umgerechnet wird. Die dargestellten Einschatzungen und Meinungen sind die des Herausgebers und/oder verbundener Unternehmen zum Veroffentlichungszeitpunkt und konnen sich – ohne Mitteilung daruber – andern. Die verwendeten Daten stammen aus verschiedenen Quellen und wurden als korrekt und verlasslich bewertet, jedoch nicht unabhangig uberpruft; ihre Vollstandigkeit und Richtigkeit sind nicht garantiert. Es wird keine Haftung fur direkte oder indirekte Schaden aus deren Verwendung ubernommen, soweit nicht grob fahrlassig oder vorsatzlich verursacht. Bestehende oder zukunftige Angebots- oder Vertragsbedingungen geniesen Vorrang. Die Vervielfaltigung, Veroffentlichung sowie die Weitergabe des Inhalts in jedweder Form ist nicht gestattet; es sei denn, dies wurde durch Allianz Global Investors GmbH explizit gestattet. Fur Investoren in Europa (exklusive Schweiz) Dies ist eine Marketingmitteilung, herausgegeben von Allianz Global Investors GmbH, www.allianzgi.de, einer Kapitalverwaltungsgesellschaft mit beschrankter Haftung, gegrundet in Deutschland; Sitz: Bockenheimer Landstr. 42–44, 60323 Frankfurt/M., Handelsregister des Amtsgerichts Frankfurt/M., HRB 9340; zugelassen von der Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de). Allianz Global Investors GmbH hat eine Zweigniederlassung errichtet in Grosbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Luxemburg, Schweden, Belgien und in den Niederlanden. Die Kontaktdaten sowie Informationen zur lokalen Regulierung sind hier (www.allianzgi.com/Info) verfugbar. Fur Investoren in der Schweiz Dies ist eine Marketingmitteilung, herausgegeben von Allianz Global Investors (Schweiz) AG, einer 100 %igen Tochtergesellschaft der Allianz Global Investors GmbH. AD ID 1132670, 1098328, 1076346, 1085635, 1090969, 1080763, 1067082, 1095565
Zusammenfassung
Im Januar 2020 hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit der lange erwarteten Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie begonnen. Die Bestandsaufnahme sollte ursprünglich bis Jahresende abgeschlossen sein, wurde aber aufgrund der beispiellosen Herausforderungen durch die Coronakrise zuletzt bis Mitte 2021 verlängert. Ein Schwerpunkt wird hierbei auf der quantitativen Formulierung von Preisstabilität liegen. Vor diesem Hintergrund wird sich der EZB-Rat auch der grundlegenden, aber häufig vernachlässigten Frage stellen müssen, ob das derzeit verwendete Inflationsmaß – der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) – eine geeignete Grundlage für die Geldpolitik in der Eurozone darstellt.