Zusammenfassung
Das anhaltende Niedrigzinsumfeld erfordert von institutionellen Investoren neue Strategien, um die gesteckten Renditeziele zu erreichen. So kann die Erweiterung einer traditionellen Portfolioallokation um alternative Investments zu einer höheren risikoadjustierten Rendite, einer verbesserten Diversifikation und einer niedrigeren Marktsensitivität führen. Die konkrete Umsetzung bringt jedoch besondere Herausforderungen mit sich.
1 Anhaltendes Niedrigzinsumfeld
Auch in diesem Jahr sind die Herausforderungen
für institutionelle Investoren, ihre Renditeziele zu
erreichen, keinesfalls geringer geworden. Der Umgang
mit schwindenden Risikoprämien im nun
bereits über 100 Monate anhaltenden Niedrigzinsumfeld
hat zwar sehr viele Innovationen hervorgerufen,
stößt aber immer schneller an seine Grenzen.
Viele Entscheidungsträger leiden nicht unter Ideenmangel
oder Innovationskraft, jedoch hält sie häufig
der Kampf mit Anlagerichtlinien, die nicht mehr
ihren Anforderungen entsprechen, von der Neuausrichtung
ihrer Kapitalanlage, z. B. hin zu alternativen
Anlagen ab.
Aus folgenden Gründen sollte der Bedarf an alternativen
Renditequellen weiter wachsen1:
1/ Die finanzielle Repression hält nicht nur an, sie
hat in den vergangenen Jahren sogar eine neue
Stufe erreicht. Die Renditen von Staatsanleihen mit
solider Bonität befinden sich nach wie vor in negativem
Terrain. Damit erfüllen sie nicht länger
ihre traditionelle Rolle als Ertragsanlage. Die für die
kommenden Jahre erwartete Normalisierung der
Geldpolitik ist einzupreisen und birgt weitere Abwärtsrisiken.
Zudem werden Staatsanleihen vermutlich
nicht mehr die stark negative Korrelation
zu risikotragenden Anlageklassen aufweisen.
2/ Die Hausse an den Aktienmärkten wird weiterhin
durch die anhaltend lockere Geldpolitik und eine
in etwa mit ihrer Potenzialrate wachsende Weltwirtschaft
gestützt. Aber wie viel Aufwärtspotenzial
haben Aktien denn wirklich noch?
3/ Es wird langsam Zeit, sich auf eine erhöhte
Volatilität einzustellen. Hohe Bewertungen, ein
möglicher geldpolitischer Normalisierungskurs
der relevanten Zentralbanken und verschärfte
geopolitische Risiken könnten bald eine Korrektur
bei den risikoreichen Assets hervorrufen.
In diesem Szenario empfiehlt es sich, alternative
Anlagestrategien mit konservativem Rendite-Risiko-
Profil als Substitute für Anleihen zu finden, die
Aktienallokation um marktneutrale Strategien mit
geringem effektivem Exposure (Beta) zu ergänzen,
Volatilitätsmanagement zu betreiben und Absicherungsstrategien
zu installieren. Durch die Erweiterung
einer traditionellen Portfolioallokation um
alternative Investments können eine höhere risikoadjustierte
Rendite, eine verbesserte Diversifikation
und eine potenziell niedrigere Marktsensitivität
erreicht werden.2
Dieses ist oft leichter gesagt als getan. In diesem
Beitrag möchte ich mich auf die Anwendung von
liquiden alternativen Strategien fokussieren.
"Der Umgang mit schwindenden Risikoprämien im nun bereits über 100 Monate anhaltenden Niedrigzinsumfeld hat zwar sehr viele Innovationen hervorgerufen, stößt aber immer schneller an seine Grenzen."
2 Liquide alternative Anlagestrategien
Bei der mittlerweile großen Auswahl empfiehlt es
sich, in ein diversifiziertes Portfolio aus verschiedenen
alternativen Strategien zu investieren. Dieses
diversifizierte Portfolio soll in der Praxis oftmals
zwei Ziele erreichen: a) positive Erträge über einen
Marktzyklus bei gleichzeitig niedrigem Risiko b)
einen wertvollen Rendite- und Diversifikationsbeitrag
im Portfoliokontext.
Abhängig vom Risikobudget liegt eine realistische
Bandbreite für Renditeziele nach unseren hauseigenen
Schätzungen bei 1,5 % bis 3,5 % über dem
EONIA-Zinssatz. Ausgehend von einem typischen
institutionellen Aktien-Renten-Portfolio bei einer
10 %igen Beimischung als Ersatz für Rentenanlagen
kann eine mittelfristige Erhöhung der Renditeerwartung
von 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte, je nach
Ausgestaltung des Absolute-Return-Portfolios,
erzielt werden.1
3 Systematischer Investmentprozess
Folgende Anlagephilosophie hat sich zur Zielerreichung bewährt:
- Die Vereinnahmung von unterschiedlichen alternativen Risikoprämien
- Ein Fokus auf Risikomanagement und Verlustreduktion
- Eine weitgehende Marktneutralität gegenüber
Aktien- und Zinsrisiken
Zur Umsetzung dieser Anlagephilosophie empfiehlt
sich ein systematisches Vorgehen2:
1/ Strategiedefinition:
Zunächst sollte der Anleger unter Berücksichtigung
eventueller Restriktionen seine Erwartungen im
Hinblick auf das angestrebte Rendite-Risiko-Profil
realistisch darstellen und das zulässige Strategiespektrum
festlegen.
2/ Managerselektion:
Der Anleger sollte Manager identifizieren, die die
jeweiligen alternativen Risikoprämien zweckmäßig
sowie stabil über die Zeit abbilden. Diese Manager
sollten sich hinsichtlich ihres Strategiespektrums
unterscheiden. Einen besonders hohen Stellenwert
hat bei der Selektion von alternativen Strategien
immer die qualitative Analyse.
3/ Portfoliokonstruktion:
Bei der Erstellung eines Absolute-Return-Portfolios
gilt es, neben dem Primärziel der Renditeerreichung
bei Reduktion des Gesamtrisikos, Klumpenrisiken
zu vermeiden. Es sollten quantitative Instrumente,
wie beispielsweise eine in die Zukunft gerichtete
Modellierung, eine Optimierung und eine Risikozerlegung
eingesetzt werden. Zusätzlich müssen
die qualitativen Überlegungen als Nebenbedingungen
in der Optimierung und Szenarioanalyse ergänzt
werden.
4/ Monitoring:
Die laufende quantitative und qualitative Überwachung
auf Ebene der Investitionen ist wichtig, um
die Performance mit dem erwartetem Rendite-
Risiko-Profil jeder Strategie zu vergleichen, eventuelle
Performanceausschläge zu evaluieren und
Portfolioänderungen bei Bedarf frühzeitig vorzunehmen.
A: Segmente der liquiden alternativen (Absolute Return) Strategien
Quelle: AllianzGI Global Solutions.
4 Risikoprämien und Performancemuster
Um von der gesamten Bandbreite alternativer Strategien
profitieren zu können, muss der Anleger die
verschiedenen Arten bzw. die spezifischen Risikoprämien
und Performancemuster kennen.
Die Strategien in den Segmenten „Relative Value“
und „Event-driven“ sind oft darauf spezialisiert,
alternative Risikoprämien (z. B. Volatility, Merger
Arbitrage) zu isolieren. Direktionales Marktexposure
(gegenüber Aktien oder Renten) ist für diese Strategien
kein Hauptrenditetreiber. „Makrostrategien“
setzen sich dagegen bewusst und dynamisch direktionalen
Markteinflüssen aus. Sie versuchen von
kurzfristigen und langfristigen Trends oder makroökonomischen
Entwicklungen zu profitieren.
„Equity Long/Short“-Strategien sind dagegen stark
durch Titelselektion mit entsprechenden Positionen
auf dem Aktienmarkt getrieben, nehmen aber auch
direktionales Exposure auf.
Bei einer Analyse unseres Hauses hat sich die im
Portfoliokontext risikoreduzierende Wirkung der
Segmente Equity Market Neutral, Merger Arbitrage
sowie Credit Long/Short deutlich gezeigt. Die Segmente
Global Macro und Managed Futures hingegen
können eine Rendite generierende Rolle übernehmen.1
B: Prozess für die Umsetzung eines Portfolios von liquiden alternativen Strategien
Quelle: AllianzGI Global Solutions.
Was ist das Fazit?
Mit einem diversifizierten Portfolio von liquiden alternativen Strategien können Anleger eine attraktive risikoadjustierte Rendite bei niedrigem
Risiko erzielen. Damit lässt sich ein wichtiger Rendite- und Diversifikationsbeitrag im Gesamtportfolio realisieren.
Vor dem Hintergrund der großen Heterogenität der angebotenen Strategien ist ein tiefes Verständnis für alternative Risikoprämien und eine
intelligente Portfoliozusammensetzung wichtig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Dabei hilft ein Investitionsprozess, in dem die
Strategiedefinition, die Managerselektion, die Portfoliokonstruktion und das Monitoring speziell auf liquide alternative Strategien ausgerichtet
sind.
1) Soweit wir in diesem Dokument Prognosen oder Erwartungen äußern oder die Zukunft betreffende Aussagen machen, können
diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen
können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Es besteht unsererseits keine Verpflichtung,
Zukunftsaussagen zu aktualisieren.
2) Ein Erfolg der Strategie kann nicht garantiert und Verluste können nicht ausgeschlossen werden.
Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und Erträge daraus können sinken oder steigen. Investoren erhalten den investierten Betrag gegebenenfalls nicht in voller Höhe zurück. Die hierin enthaltenen Einschätzungen und Meinungen sind die des Herausgebers und / oder verbundener Unternehmen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich – ohne Mitteilung hierüber – ändern. Die verwendeten Daten stammen aus unterschiedlichen Quellen und wurden als korrekt und verlässlich betrachtet, jedoch nicht unabhängig überprüft; ihre Vollständigkeit und Richtigkeit sind nicht garantiert und es wird keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden aus deren Verwendung übernommen, soweit nicht durch grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Fehlverhalten verursacht. Bestehende oder zukünftige Angebots- oder Vertragsbedingungen genießen Vorrang. Dies ist eine Marketingmitteilung, herausgegeben von Allianz Global Investors (Schweiz) AG, einer 100%igen Tochtergesellschaft der Allianz Global Investors GmbH, die über Bewilligungen der FINMA (www.finma.ch) als Vertriebsträger sowie der OAKBV (Oberaufsichtskommission berufliche Vorsorge) zur Verwaltung von Vermögen der beruflichen Vorsorge verfügt. Diese Mitteilung genügt nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen und Anlagestrategieempfehlungen und unterliegt keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung solcher Empfehlungen. Die Vervielfältigung, Veröffentlichung sowie die Weitergabe des Inhalts in jedweder Form ist nicht gestattet.
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