Zusammenfassung
Dieser Beitrag zeigt die deutlich gewachsene Bedeutung von CSR¹ und ESG für Firmen und Investoren. Der Mehrwert besteht nicht nur in einem „Mehr“ für die Nachhaltigkeit, sondern kann auch in einem „Mehr“ für die Performance bestehen, wie akademische Studien belegen.
Update Magazin II/2018 |
1 Starker Bedeutungszugewinn über die letzten Jahre
ESG-bezogene Investments sind längst der Investmentnische
entwachsen. Dies verdeutlicht nicht nur das gestiegene
Volumen der Gelder, die danach verwaltet werden, sondern
auch die intensivierte Forschung rund um diese Form der
Kapitalanlage. Gelder, die nach den Prinzipien verantwortungsvollen
Investierens („Principles for Responsible Investment“
– PRI) der Vereinten Nationen verwaltet werden,
belaufen sich auf ca. 68 Billionen US-Dollar – die Hälfte der
global verwalteten, institutionellen Gelder.
Das führt zu der Frage, ob es sich am Ende auch lohnt, nachhaltig
zu investieren. Im Optimalfall wäre nachhaltiges
Investieren kein Nachteil, sondern ein „Mehr“ für die Kapitalanlage.
(siehe Grafik A/)
2 Wie wirkt sich ESG auf die Kapitalanlage aus?
Die Fülle der auf CSR/ESG bezogenen Studien lässt sich vor
dieser Frage grob in zwei Ansätze untergliedern: einerseits
in die Untersuchung der Auswirkungen von CSR-Praktiken
auf die Unternehmen und andererseits in das Durchleuchten
möglicher Performanceauswirkungen für die Investoren.
Bei den auf den Unternehmenserfolg abzielenden Studien
geht es um die Frage des finanziellen Erfolges: Führt CSR zu
einem besseren Firmenergebnis („Corporate Financial
Performance“ – CFP)? Das heißt, widerspricht CSR somit der
Vermutung allein Kosten verursachender Maßnahmen, die
den Unternehmensgewinn schmälern?
Bei den portfoliobasierten Analysen geht es um die Performance
ESG-basierter Investitionen, also um das unmittelbare
Ergebnis für den Investor.
A/ SEIT 2006 VERZEICHNET DIE PRI-INITIATIVE EIN KONTINUIERLICHES WACHSTUM.
DIE PRI-INITIATIVE IST EINE FREIWILLIGE NACHHALTIGKEITSINITIATIVE, DIE AUF ESG-KRITERIEN BERUHT.
Quelle: unpri.org. Stand: 23. Mai 2018.
„Heute erklärt sich der Marktwert von immer mehr Firmen durch immaterielle Faktoren – F & E-Stärke und Produktinnovation, Verfahrenspatente, Know-how der Mitarbeiter, Markenstärke, Vertrauen der Konsumenten usw. Die Dimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) sind integraler Bestandteil dieser Werttreiber. Unternehmen sind dann für Investoren attraktiv, wenn sie die für sie relevanten ESG-Faktoren erkennen, in diese investieren und als Geschäftschance gut managen. Umgekehrt formuliert: Unternehmen sind als Investment dann besonders riskant, wenn sie schlecht geführt sind und die für ihren zukünftigen Geschäftserfolg wichtigen ESG-Faktoren ignorieren.“
Dr. Steffen Hörter, Global Head of ESG, Allianz Global Investors
B/ ESG: ENVIRONMENTAL – SOCIAL – GOVERNANCE
Einteilung gem. Sustainability Standards Accounting Board (SASB)
Umwelt | Soziales | Unternehmensführung |
Treibhausgas | Menschenrechte | Systematisches Risikomanagement |
Luftqualität | Beziehung zum Gemeinwesen | Unfall- und Sicherheitsmanagement |
Energiemanagement | Verbraucherschutz | Unternehmensethik |
Brennstoffmanagement | Datensicherheit und Privatsphäre | Anreizstruktur |
Trinkwasser- und Abwassermanagement | Faire Offenlegung und Kennzeichnung | Berichte und Revision |
Biodiversität | Arbeitsbeziehungen | Wettbewerbsverhalten |
Lebenszyklus und Wirkung | Faire Arbeitsbedingungen | Korrupion |
Auswirkungen von Produktverpackungen auf die Umwelt | Arbeitsstandards entlang der Lieferkette | Nachhaltige Rohstoffbeschaffung |
Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter | Lieferkettenmanagement | |
Vielfalt und Integration | ||
Entgelt und Leistungen | ||
Entwicklung und Mitarbeiterbindung |
Quelle: www.sasb.org
3 Die Unternehmensperspektive: CSR und CFP
Die vermutlich umfangreichste Studie zum Zusammenspiel
von ESG und dem finanzwirtschaftlichen Ergebnis der Unternehmen
stammt von Friede et al.2 Diese Metaanalyse
greift auf insgesamt 2200 Studien zurück, die seit den
1970er Jahren bis heute erstellt wurden. Sie begibt sich auf
die Ebene der Primär- und Sekundärdaten dieser Studien
und stellt in der überwiegenden Zahl der Fälle (ca. 90 % der
Studien) einen nicht negativen Zusammenhang fest. Bei
ca. 60 % der Studien würde dabei ein klar positiver Zusammenhang
zwischen CSR und CSP (Corporate Social Performance)
erhoben, d. h., die Firmenergebnisse werden
positiv beeinflusst. In weniger als 10 % aller Studien wurde ein
negativer Zusammenhang festgestellt.3 (siehe Grafik C/)
Friede et al. unterscheiden dabei in zwei Varianten: erstens
sogenannte „Vote-Count-Studien“ („Zählstudien“), bei denen
Metastudien, auf die sie zurückgreifen, die Ergebnisse von
Primärstudien lediglich zählen („positiv“, „negativ“, „neutral“).
Zweitens Metaanalysen, welche auf die den Primärstudien
zugrunde liegenden ökonometrischen Schätzungen zurückgreifen
und diese zu einer Gesamtanalyse aggregieren. Beide
Analyseansätze führen jedoch zu dem gleichen Ergebnis,
wobei es zu Abweichungen zwischen den einzelnen Assetklassen
kommt.4 Auf der Grundlage der Zählstudien zeigt
sich bei Anleihen und Immobilien gegenüber Aktien ein noch
deutlich positiverer Einfluss von ESG-Faktoren auf die Finanzperformance,
wobei die Analyse von den Aktien dominiert
wird.5
4 Je schwächer der Gesetzesrahmen, desto wichtiger wird ESG
Wird nach Ländern unterschieden, zeigt sich für die aufstrebenden
Länder das mit Abstand positivste Verhältnis von
ESG und CSP. Dies war zu erwarten, da in Schwellenländern
die Schutzrechte der Investoren schwächer sind als in den
Industriestaaten. Damit tragen freiwillige ESG-Maßnahmen
am deutlichsten zur Senkung des Investorenrisikos bei. Dies
unterstreicht auch die Feststellung von Friede et al., den
„Governance“-Maßnahmen aus dem Dreiklang „E-S-G“
komme die insgesamt größte Bedeutung zu. Auffällig ist in
diesem Kontext zudem, dass die meisten wissenschaftlichen
Studien für die Schwellenländer einen positiven Beitrag feststellen.
6, 7 (siehe Grafik D/)
„Die Integration von performancerelevanten ESG-Faktoren in die Breite der Kapitalanlagen trägt zu besseren Anlageergebnissen bei. Nicht nur Aktienportfolios, sondern auch Unternehmensanleihe- und Staatsanleiheportfolios sowie ‚Alternatives‘ profitieren.“
Dr. Steffen Hörter, Global Head of ESG, Allianz Global Investors
C/ AUSWIRKUNGEN VON ESG-FAKTOREN AUF DIE FINANZPERFORMANCE (CFP)
Quelle: Friede, G., T. Busch, A. Bassen: ESG and financial performance. Aggregated evidence from more than 2000 empirical studies, in: Journal of
Sustainable Finance & Investment, 5. Jg. (2015), H. 4, S. 210–233.
D/HABEN ESG-PORTFOLIOS EINEN SIGNIFIKANTEN EINFLUSS AUF DIE RENDITE DER INVESTOREN?
Quelle: Friede, G., T. Busch, A. Bassen: ESG and financial performance. Aggregated evidence from more than 2000 empirical studies, in: Journal of
Sustainable Finance & Investment, 5. Jg. (2015), H. 4, S. 210–233.
5 Die Investorensicht
Auf Ebene der Investoren kommt die Gesamtsicht der Studie
von Friede et al. zu einem etwas weniger beeindruckenden,
aber dennoch positiven Ergebnis. Vor der Fragestellung, ob
sich ESG-Faktoren auch in einer für die Investoren besseren
Performance bei der Kapitalanlage niederschlagen, zeigen
sie: Der Anteil der Studien, die zu einem negativen Zusammenhang
von CSR und Investment-Performance kommen,
liegt bei ca. 10 %. Allerdings ist der Anteil der Studien mit einem
neutralen oder gemischten Ergebnis höher als im Falle der
auf die Unternehmen bezogenen Studien. Der Anteil von
Studien, die zu einem eindeutig positiven Zusammenhang
kommen, ist geringer und liegt bei ca. 16 % der portfoliobasierten
Studien. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die
Portfolios nach sehr unterschiedlichen Investmentansätzen
alloziert werden, was die Ergebnisse verzerrt.
Insgesamt kommen Friede et al. bei ihrer umfassenden Auswertung
der ESG-bezogenen Studien zu dem Ergebnis, langfristig
verantwortungsvolles Investieren sei für alle „rationalen
Investoren“ zur Erfüllung ihrer fiduziarischen Pflichten von
Bedeutung.
Die Allokation mit Bezug auf ESG-Kriterien bei der Titelauswahl
zeigt: Gutes tun und Rendite erzielen müssen kein Gegensatz
sein. Im Gegenteil.
Für Dr. Steffen Hörter, Global Head of ESG, Allianz Global
Investors, steht fest: „Für einen aktiven Assetmanager ist die Integration
von ESG-Faktoren erfolgskritisch. Diese müssen unter
Abwägung von Risiko-Rendite-Gesichtspunkten im Portfolio
vorausschauend gesteuert werden. Ein reines ‚ESG-Overlay’,
das ESG-Research-Daten von Drittanbietern undifferenziert
über Filter oder Ausschlusslisten in Portfoliostrategien
übernimmt, ist nicht zielführend. Vielmehr gilt es, sich selbst
über proprietäres Fundamentalresearch eine Meinung zu
bilden und die performancerelevanten ESG-Faktoren mit
Expertise als weiteres Investmentsignal zu verstehen. Es
gilt, im konkreten Fall Klarheit zu gewinnen: ESG-Torpedos
umschiffen und ESG- Anlagechancen nutzen. Im Niedrigzinsumfeld
zählt jeder Basispunkt Investmentperformance!“
1) Corporate Social Responsibility
2)Vgl. Friede, G., T. Busch, A. Bassen: ESG and financial performance. Aggregated evidence from more than
2000 empirical studies, in: Journal of Sustainable Finance & Investment, 5. Jg. (2015), H. 4, S. 210–233.
3)Zur Bedeutung von ESG für die Kapitalanlage s. a. Hörter, S.: „ESG in Investment Grade Corporate Bonds“,
Allianz Global Investors, 2016; und Hörter, S.: ESG in Equities, Allianz Global Investors, 2015.
4)Vgl.: Friede, G., T. Busch, A. Bassen: Auswirkungen von ESG-Faktoren auf die Performance von Finanzanlagen,
in: Absolut|impact, 01/2016.
5)Die Analyse umfasst 334 Studien, wovon 291 Aktien-, 36 Anleihen- und 7 Immobilienstudien sind.
6)Zur Bedeutung unterschiedlicher Investorenschutzrechte im Kontext unterschiedlicher Rechtstraditionen
(„legal families“) vgl. Laporta, R., F. Lopez-de-Silanes, A. Schleifer & R. Vishny: Legal Determinants of External Finance,
in: The Journal of Finance, Vol. LII, H. 3, Juli, 1997.
7)Zur Bedeutung der Governance und Rentabilität der Unternehmensfinanzierung in den Industriestaaten vs.
die aufstrebenden Staaten vgl. Gugler, K., D. C., Mueller, B. B. Yurtoglu: Corporate Governance and Globalization, in:
Oxford Review of Economic Policy, 20. Jg. (2004), H. 1, S. 129–156; vgl. Kugler, K., D. C. Mueller, B. B. Yurtoglu: The Impact of
Corporate Governance on Investment Returns in Developed and Developing Countries, in: The Economic Journal, 113.
Jg. (2003), H. 491, F511–F539.
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